she:works
Projekt: „Botschafterinnen-Konzept“
Kategorie: Potenzial für Zukunftstrends
Mehrere Jahrzehnte hieß Ihre Organisation VFQ – Verein für Frauen und Qualifikation. Warum haben Sie sich umbenannt?
Wir sind eine gemeinnützige Organisation mit einem Alleinstellungsmerkmal: Wir sind seit jeher in Österreich die einzige Einrichtung, die diesen arbeitsmarktpolitischen Schwerpunkt für Frauen hat: Wir haben ein sehr breites Angebot mit dem Schwerpunkt, Frauen wieder gezielt und qualifiziert ins Arbeitsleben zurückzubegleiten. Doch irgendwann haben wir bemerkt, dass wir in der Gesellschaft und Wirtschaft mit unseren Programmen nicht wirklich bekannt sind, was wir ändern wollten. Mehr Sichtbarkeit war das Ziel – auch deshalb der neue Name.
Der neue Name ist nicht einfach nur ein neues Etikett, oder?
Nein. Wir haben zudem ein Botschafterinnenmodell auf die Beine gestellt, mit dem unsere Programme noch besser nach außen getragen werden. Und wir haben uns ein wirklich innovatives Programmformat ausgedacht, um unsere Mitarbeiter:innen mit unseren Botschafterinnen besser zu vernetzen: Das ist unser „Morning Mingle”. Hier treffen unsere Botschafterinnen aus Wirtschaft, Kultur, Politik und Bildung, die Vorträge halten, viele Interessierte, die uns als gemeinnützige Organisation unterstützen und sich über unsere Aktivitäten informieren wollen.
Was machen Sie bei She:works denn genau?
Wir betreiben den größten sozialökonomischen Betrieb für Frauen im Zentralraum Oberösterreichs und bieten zum Beispiel eine überbetriebliche Lehrlingsausbildung für Mädchen in technischen Berufen an; das können Schulabbrecherinnen sein, aber auch junge Frauen, die sich in Richtung Technikbereich umorientieren möchten. In unserem Programm der überbetrieblichen Lehre können Mädchen bei uns das erste Lehrjahr in Applikationsentwicklung und IT-Systemtechnik machen. Wir haben hier derzeit ganz viele Teilnehmerinnen – ehrlicherweise ist das Programm sogar überbucht, weil die Jugendarbeitslosigkeit ein herausforderndes Thema ist. Wir stärken diese Mädchen, damit sie ihre sozialen Defizite abbauen und das erste Lehrjahr gut schaffen. Die meisten von ihnen haben kognitiv keinerlei Probleme, sondern eher soziale.
Wie sehen weitere Maßnahmen von She:works aus?
Wir bieten auch ein spezielles Programm für Frauen über 50 Jahren an. Insgesamt begleiten wir im Jahr ca. 750 Frauen dabei, wieder in den Arbeitsmarkt und in einen guten Job zu kommen. Wir vermitteln auch Frauen an Unternehmen, damit sie im Idealfall übernommen werden und langfristig wieder einen Arbeitsplatz in der Wirtschaft bekommen. Wir haben hier schon einige berührende Erfolgsgeschichten von Frauen mitgeschrieben: Einige junge Frauen, die ihre Techniklehre bei uns begonnen haben, sind mittlerweile in Führungspositionen bei namhaften österreichischen Unternehmen. Aber insgesamt gibt es bei uns ohnehin viele engagierte Frauen, die sich weiterqualifizieren möchten und sich dann gut in den Arbeitsmarkt integrieren.
Wie sieht die Kooperation mit Unternehmen genau aus?
Das ist natürlich immer von der Arbeitsmarktsituation abhängig. Aktuell ist die Lage am Arbeitsplatz in der oberösterreichischen Wirtschaft wieder im Wandel. Trotzdem besteht ein Fachkräftemangel in ausgewählten Berufsgruppen, wie in der Pflege oder in pädagogischen Berufen. In der Gastronomie ist ohnehin permanent Bedarf da. Aufgrund dessen kommen sehr viele Unternehmen auf uns zu, die aktiv bei uns nach Fachkräften suchen. Diese Berufssparten sind im Moment in hohem Maß daran interessiert, aus unseren Programmen Frauen in ihre Betriebe zu holen. Dafür sind viele Unternehmen bereit, entsprechende Rahmenbedingungen für unsere Teilnehmerinnen zu schaffen, die teilweise nicht über notwendige Deutschkenntnisse oder Betreuungsplätze für ihre Kinder verfügen. Der Austausch mit den Unternehmen, um Verbesserungen und neue Möglichkeiten zu schaffen, ist hier unser echtes „Golden Nugget“, denn Frauen zu stärken, bedeutet die Zukunft zu gestalten.